Aus der Not eine Tugend machend habe ich mir in den letzten Tagen (mal wieder) eine aktuelle Linux Distribution angesehen — diesmal Ubuntu 10.04 LTS. Ich hatte das Debian-Derivat unter “Live-CD mit der Option, notfalls auch auf der Festplatte installiert zu werden” abgespeichert, aber bei den fünf oder sechs Versionen, die ich davon verpasst habe, hat sich anscheinend einiges getan.
Mit einer offenbar recht aktuellen gnome Oberfläche sieht es nicht nur verdammt chic aus (was wohl nicht zuletzt auch der äußerst gelungenen Kantenglättung bei der Darstellung von Schriften zu verdanken ist – ein Feature, das Windows spätestens seit XP an Bord hat und eigentlich nur von Arne auch in Windows 7 noch konsequent abgeschaltet wird), sondern es hat auch in Sachen Benutzerfreundlichkeit deutlich aufgeholt. Sicher, WLAN mit einem USB Stick geht vermutlich auch unter Linux schon länger, aber dass auf diesem fast 10 Jahre alten IBM Notebook das von meinem hämischen Grinsen begleitete Einstöpseln eines ebenfalls fast schon antiken Belkin 802.11g Sticks schon nach wenigen Sekunden zu einer grafisch sehr ansprechenden Auflistung gefundener WLANs führte, fand ich schon beeindruckend. WLAN ausgewählt, Passwort eingegeben und auch mit der WPA2 Verschlüsselung gab’s keinerlei Probleme.
Drucken funktionierte auch auf Anhieb, was ich allerdings weniger beeindruckend fand, denn der (netzwerkfähige) Lexmark Laser spricht mit so ziemlich allem, was ihn via TCP/IP halbwegs erreicht.
Zur Abrundung bringt diese Ubuntu Version noch einen ganzen Haufen “digital Life” Geraffel mit (“Ubuntu One”), mit dem sich Bookmarks, Kontakte, Dateien etc. online speichern und zwischen verschiedenen Rechner synchronisieren lassen — ein Feature, dass ich bisher noch nicht getestet habe. Interessant wäre in diesem Zusammenhang, ob das alles plattformübergreifend, also z.B. auch mit Windows-Systemen, funktioniert.
Der Dateimanager bringt sogar Funktionen wie die Pfadnavigation oder Favoriten-Ordner vom Vista / Windows 7 Gegenstück mit, wirkt aber irgendwie noch ein bisschen “sperrig” — wobei das auch schlicht eine Gewöhnungsfrage sein kann. Gut arbeiten lässt es sich damit aber auf jeden Fall.
Wermutstropfen bleibt natürlich, wie immer, der Verzicht auf die großen Software-Pakte von Microsoft und Adobe. OpenOffice ist für den Hausgebrauch sicher mehr als ausreichend, aber alles, was über ein simples Brieflayout hinausgeht, wird beim Konvertieren zwischen der Microsoft- und der Opensource Welt in 99.8% aller Fälle in irgendeiner Form beschädigt.
Und zu den Grafikprogrammen bleibt nur festzuhalten: Gimp ist kein Photoshop und Inkscape ist kein Illustrator.
Wer all dies aber nicht (oder wenigstens nicht im Austausch mit anderen) braucht, sollte sich Ubuntu vielleicht auch mal ansehen!