Ed Hardy, Diddl und Stiefeletten unter 10 Euro

Ich persönlich halte ja “Ed Hardy” für das beste Beispiel, wie grandios Marketing versagen kann. Aus den USA wird “Ed Hardy” ja gern als die Trendmarke der Reichen, Schönen und/oder Prominenten kolportiert. Auf den Deutschen Markt liess sich das wohl irgendwie nicht so richtig übertragen: Zumindest mir fällt permanent auf, dass “Ed Hardy” hierzulande die Marke der — wie hiess es gleich? — “bildungsfernen Schicht” zu sein scheint. Der “bildungs- und umgangsformenfernen Schicht”, möchte man hinzufügen.

Für die etwas Älteren unter uns: Früher sagte man einfach “die Assis”, aber das ist natürlich politisch vollkommen inkorrekt.

Jedenfalls: Jogginghose, Bomberjacke und Ed Hardy T-Shirt bei der männlichen Fraktion, Pimky Leggins, Plastikgürtel und Ed Hardy T-Shirt bei den dazugehörigen Tussis Frauen.

Bisher dachte ich, das sei möglicherweise nur in Berlin so. Weit gefehlt: Über Weihnachten fiel mir bei meinen Eltern in einem der lokalen Anzeigenblättchen das hier auf:

Ed Hardy im Ramschladen

“Top-modische Stiefelette zum Preis von unter zehn Euro” und dazu “Produkte von Diddl, Ed Hardy und Sheepworld”.

Dazu noch ein PLO-Tuch in aktuellen Modefarben?

Arafat rotiert vermutlich im Grab, aber mein Tag war gerettet.

Nur für Doofe.

Das optimale Produkt. “Verkauf nur an Doofe” — das perfekte Geschäftsmodell. Man muss nur etwas finden, was jeder Doofe unbedingt haben will. Nein, ich meine nicht Ed Hardy T-Shirts. Hmm. Wobei — ganz offenbar bin ich nicht der Erste, der diese Geschäftsidee hatte.

Ist ja auch naheliegend — da in nahezu allen Industrienationen die Notwendigkeit des täglichen Überlebenskampfes entfallen ist und vor allem Leute, die zu blöd waren rechtzeitig einen Schritt zur Seite zu machen (ich bitte das metaphorisch zu sehen — nicht dass mir nachher wieder Klagen kommen!) auch nicht mehr von wütenden Sauriern aus dem menschlichen Genpool radiert werden, kann eigentlich keine Idee mehr blöd genug sein, als dass es nicht faszinierend viele Leute gäbe, die ihr begeistern zujubelten.

Während die einen sich also zaghafte Elitepartner-Nachrichten schreiben und darüber sinnieren, ob ein Mensch, der noch nie im April in der Toscana gewesen ist, wirklich ein Partner fürs Leben werden könnte, wird bei den anderen die Bild-Zeitung weggelegt und unter den wachsamen Augen von Barbara Salesch & Co drauflos gevögelt (wobei die Schilderung des genauen Ablaufs sowie der emotionalen Beziehungen aller Beteiligten untereinander dann wenig später bei eben jenen “& Co.” in einfachen Worten für die restliche Horde der Blöden nochmals breitgetreten wird).

OK, bisschen Stammtischniveau muss ja auch mal sein. Aber so ähnlich wird’s letztlich wohl laufen. Fürchte ich.

Der einzig positive Aspekt ist: Die Quelle der Blödheit wird nie versiegen. Nie. NIE. Und das bedeutet, dass es immer etwas geben wird, worüber man bloggen könnte. Also, worüber ICH bloggen könnte, in diesem Fall.

Und das wiederum hat mich dazu bewogen, eine neue Kategorie einzuführen: “Extreme Blödheit der Woche“. “Extremismus der Woche” wäre auch hinreichend gewesen, aber ich wollte es wirklich deutlich machen.

Ich habe zwar ein paar ältere Beiträge bereits einsortiert, aber den eigentlichen Anfang in dieser Kategorie darf eine ganz spezielle Gruppe von Menschen machen:

Die Anti-Spezieszisten.

So müssten sie eigentlich heissen. Glaube ich. Einige von denen haben sogar eine Webseite gebaut: anti-speziesismus.de. Geht doch ganz geschmeidig über die Lippen.

Dort lesen wir Dinge wie: “Speziesismus beschreibt kurz gesagt die Diskriminierung und Ausbeutung eines Individuums aufgrund seiner Artenzugehörigkeit.”. Ahja. Die Seite ist jedenfalls ganz grosses Betroffenheitskino:

“Dabei rückt völlig in den Hintergrund, dass “Fleisch” und “Wurst” einmal lebende Individuen waren, die wie wir Menschen den Wunsch nach Freiheit und Unversehrtheit hegten.”

“Ein Mord bleibt ein Mord, egal von wem und wie er begangen wird. Ein Mord relativiert sich nicht dadurch, ob die Mordopfer nun vollständig, teilweise oder gar nicht betäubt wurden. (…) Unsere Gesellschaft ist speziesistisch geprägt, dem trägt auch das Gesetz Rechnung, indem es Mord ausschließlich auf Menschen bezieht (…) Betrachten wir die für einen Mord charakteristischen Merkmale, fällt schnell auf, dass eine große Übereinstimmung mit den Motiven ein Tier zu schlachten besteht.”

Und so weiter, und so weiter …. Fleisch, Milch, Eier, Leder, Zirkus, Haustiere — alles “Brennpunkte” für die selbsternannten Anti-Spezieszisten. Aber unterhaltsam ist es allemal.

Tipp: Trefft euch mit Freunden zum Kochen (“Hmmm, und was nehmen wir zu dem Rind?” — “Wir haben diese Woche Lamm im Angebot!”) und wechselt euch beim Vorlesen dieser Betroffenheitsorgie ab!

Viel Spass (und nicht vergessen: Rind muss innen noch kühl, Lamm darf auf jeden Fall noch rot sein!) 😉